Die Praxis der Verbeugung |
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Wenn wir uns verbeugen, ist das nicht Ausdruck der Erniedrigung. Wir erweisen Respekt, Achtung und Dankbarkeit allem, was uns umgibt. Wer den unscheinbaren Dingen seine Dankbarkeit erweisen kann, wer anderen Achtung erweist, sieht auch sich selber mit anderen Augen. Es ist nicht alles selbstverständlich. Formal verbeugen wir uns mit vor der Brust zusammengelegten Handflächen (jpn. Gassho, kor. Hapchang) beim Betreten des Meditationsraumes, vor unserem Sitzkissen, vor den Mitübenden, beim Klang der Glocke, beim Rezitieren, vor dem Essen, vor einem Grashalm. Wenn man dieser Praxis folgen möchte, sollte man "klein" und im Stillen anfangen. Zunächst verbeugen wir uns vor einer Personen, zu der man eine gute Beziehung hat. Später versucht man diese Praxis auf diejenigen auszuweiten, mit denen man nicht so gut klarkommt. Wenn dir das schwerfällt, versuche herauszufinden, was die Ursachen des Unbehagens sind. Wo ist dein Anteil? Wenn du in einen Spiegel schaust, findest du vielleicht Ähnlichkeiten. |
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In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinen Eltern, für all die Liebe und Zuversicht, die sie mir entgegengebracht haben. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinen Lehrern, die mir so viele Wege gezeigt haben. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinem Lebenspartner, der/die mich trägt, - in allen Zeiten. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinen Kindern, für all die Freude, die sie mir geschenkt haben. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor meinen Freunden, die mich nicht fallen lassen. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor denen, die ich aus Unachtsamkeit verletzt oder enttäuscht habe; - in Ihren Gesichtern sehe ich die gleiche Enttäuschung, die auch mich quält. Ich werde mich bemühen, Wege der Versöhnung zu finden. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor all dem, was mich umgibt und in mir ist, was zusammengekommen ist, um gemeinsam Leben zu ermöglichen. In Dankbarkeit verbeuge ich mich vor all dem, was mir erlaubt, mich in Dankbarkeit zu verbeugen und zu versöhnen. |
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Arndt Büssing (2002) |